Serafina stand vor dem Stall, gelehnt gegen Wind flanke und mit dem Gesicht zu der untergehenden Sonne. Der Pegasus ähnelte einer Statue aus schwarzem Marmor, so ruhig wie er war. Das war der angenehmste Teil des Tages. Serafina schloss die Augen und nahm die Geräusche und Gerüche aus ihrer Nähe wahr. Sie spürte ihre innere Verbindung zu ihrem Vater, seine Anwesenheit in allen Wassertropfen der Welt, diesen in den Seen und Flüssen, in der Luft und unter der Erde. Er war überall, auch in ihr und es fühlte sich wie eine liebevolle Umarmung an, ein Gruß aus seinem Königreich. “Manchmal vermisse ich dich, alter Mann. Es tut gut dich zu spüren.“, dachte Serafina und das war für sie etwas wie „Ich liebe dich, Daddy“, was sie zu ihm nie sagen würde. Sowas sagten nur Schwächlinge. Serafina hörte Schritte, aber weder veränderte sie ihre Position, noch öffnete sie die Augen.

@Tristan Baker

Tristan war den restlichen Tag noch herumgestreunt und überlegt was er anzog. Was war denn fest? Jetzt trug er Jeans, ein Tshirt und seine schwarzen Springerstiefel. Zudem noch eine schwarze Lederjacke, bei Dunkelheit wurde es doch etwas frisch. Dark war an ihren Pegasus gelehnt. Sie sah aus wie eine griechische Göttin in dieser untergehenden Sonne und Tristan war sowohl neugierig als auch aufgeregt, was ihn erwarten würde. Er blieb einige Meter vor ihr stehen und sah sie etwas unschlüssig an. "Ich wusste nicht, was Sie mit fester Kleidung meinten. Aber sicherlich habe ich sowieso nichts passendes" , meinte Tristan schulterzuckend und vergrub die Hände in seinen Jackentaschen.

@Serafina Dark

Serafina musterte den Burschen. “Es wird für heute ausreichen“, meinte sie großzügig. “Wir gehen zu der Insel, du auf dem Wind. Das ist die erste Lektion: Vertrauen und Intuition“, erklärte sie und ihr Mund zuckte leicht. “Wind wird auf dich hören, wenn du ihm dein volles Vertrauen schenkst und ihn respektieren wirst. Er ist, wie dein Feuer – wild und schwer zu zähmen. Aber er ist auch ein Lebewesen und kann deine Emotionen und Gefühle spüren. Du musst nicht mit ihm reden. Fühle ihn, erschaffe eine Bindung, höre auf deine Intuition und er wird auf dich hören. Wenn er spürt, dass du verzweifelst, wird er dich abwerfen und dann werden wir sehen, ob deine Kleidung fest genug ist.“ Serafina grinste und war gespannt, ob Baker es überhaupt schafft auf Wind aufzusteigen. “Wir sehen uns auf der Insel. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, rief sie und lief zu dem Seeufer.

@Tristan Baker

Tristan sah mit erhobenen Augenbrauen von dem Pegasus zu Serafina und wieder zurück. Er sollte was?! Und er hatte gedacht... Ja was hatte er eigentlich gedacht? Als er den großen schwarzen Hengst betrachtete, wurde ihm tatsächlich ein wenig mulmig, aber Dark war schon auf dem Weg und hatte ihm den Rücken zugewandt... Und sicherlich amüsierte sie sich köstlich. Tristan zog sich seine Lederjacke aus. Lieber würde er ein paar Blessuren einstecken, als das einzige Kleidungsstück zu versauen, das seine Mutter von seinem Vater bekommen hatte. Hals und Beinbruch, Baker, dachte er nur, atmete noch einmal tief durch und versuchte sich zu entspannen. Er war schon ein wenig nervös, doch da er weiterkommen wollte, bewegte er sich langsam auf Wind zu und hob eine Hand. Es schien als würde Wind ihn mit seinen dunklen Augen skeptisch ansehen, was Tristan versuchte zu ignorieren. "Ich bin Tristan... Ein Sohn des Hephaistos. Es freut mich dich kennenzulernen" , sagte er mit einem wackeligen Lächeln und berührte dann ruhig Winds Nüstern. Die Vorstellung schien ihm zu gefallen, was Tristans Aufregung etwas milderte. "Wir sollen gemeinsam auf diese Insel fliegen. Ich weiß du kennst mich nicht, aber du sollst wissen, dass ich dir deinen Freiraum lasse. Wir machen es einfach gemeinsam, was meinst du?" Er streichelte den Hengst und dieser schnaubte, sah ihn nun nachdenklich, aber auch überzeugt an. Wind besaß keinen Sattel und dasetzte Mal, das Tristan auf einem Pferd gesessen hatte, ist schon einige Jahre her. Chiron wollte ihm keines der Pegasi anvertrauen und die Höhe war sowieso nicht seine Stärke. Aber mit Pferden kannte er sich ein wenig aus. "Du bist wirklich ein Hübscher" , murmelte er und strich über Winds Hals, dieser stieß ein kleines Wiehren aus. "Hätte ich gewusst, das wir uns treffen, hätte ich dir etwas mitgebracht. Eine Karotte.. Oder einen Zuckerwürfel vielleicht?" Winds Ohren zuckten in seine Richtung und Tristan musste lächeln. Gerade fühlte er sich fantastisch. "Gut, das nächste Mal, ich verspreche es dir" Nun kam der ernste Teil, er musste auf Wind aufsteigen. "ich werde jetzt auf deinen Rücken steigen" , plauderte er weiter, erinnerte sich an die letzten Reitstunden und schaffte sich dann auf Winds Rücken zu hieven. Als er saß, war es ein überragendes Gefühl und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Doch dann bewegte sich Wind, Tristan kam ins Rutschen und zog ausversehen an den Federn. Im nächsten amoment machte er bekanntschaft mit dem harten staubigen Boden und die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. "Bei allen Göttern" , japste er und sah Winds vorwurfsvollen Blick. Er hatte sich den Ellebogen aufgeschlagen, was aber nicht weiter schlimm war. Er rappelte sich auf und hob beide Hände. Eine Entschuldigung später - er brauchte dringend Zuckerwürfel - saß er wieder auf Winds Rücken. Tristan schloss die Augen, als Wind sich zu bewegen begann, versuchte nur die Bewegungen zu fühlen und den Pegasus machen zu lassen. Soweit so gut, der Hengst wurde schneller und Tristan spürte wie er die Flügel ausbreitete. Doch dann... "Woaahh" , Wind schleuderte ihn über seinen Kopf herüber, Tristan vollführte eine Rolle und blieb angeschlagen am kiesigen Seeufer liegen. Das Wasser umspielte seine Arme und mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er in den dunkel werdenden Himmel. Dann erschien Wind in seinem Blickfels und in seinen Augen funkelte etwas belustigtes. "Das hast du doch extra gemacht" , brummte er und setzte sich langsam auf. Sein Tshirt war löchrig und in seinem Arm steckten wohl ein paar kleine Steine. Wind wiehrte und es schien ihm wie ein Lachen.

@Serafina Dark