Thea prügelte gefrustet mit ihrem Kopis auf die Übungspuppe ein. Jetzt, wo offenbar alle Monster beschlossen hatten, es sich endgültig im Tartarus bequem zu machen, fehlte ihr der Ausgleich. Es gab keine Einsätze und die einzigen, die sie im Wald verprügeln konnte, waren andere Halbgötter, was leider nicht annähernd so viel Spaß machte wie ein Monster in Staub aufzulösen.

Ich hatte gerade selbst die Schwertkampfarena betreten, um etwas zu trainieren. Von nichts kam dieser fantastische Körper schließlich nicht und die Schwertkunst war eine sehr ästhetische Kampfkunst in meinen Augen. Und vor allem auch elegant. Doch eine bestimmte Person, die ich sogleich erblickte, zerstörte mal wieder all meine Vorstellungen dieser eigentlich schönen Kampfkunst. "Thea, deine Schwerthiebe sind wie immer so plump und unschön. Du solltest wirklich öfters auf die Ästhetik achten", kommentierte ich mit einem frechen Grinsen, als ich dazugetreten war. Schon immer hatte ich mich darüber beschwert, wie unelegant ihre Kampfkunst doch sei. Daran konnte nicht einmal ich etwas Positives finden.

Als Thea die verhasste Stimme hörte, fuhr sie mit erhobener Waffe herum. "Monster tötet man nicht mit deiner dämlichen Ästhetik", herrschte sie ihn an. "Und jetzt verzieh dich wieder vor deinen Spiegel und lass mich in Ruhe trainieren." Am liebsten würde sie ihre ach so unschöne Kampfweise ja an ihm üben, allerdings wurde es im Camp nicht gern gesehen, wenn andere vorsätzlich verletzt wurden. Deswegen musste sie sich wohl leider mit der Übungspuppe begnügen, bei der sie sich zumindest Romeos Gesicht vorstellen konnte.

"Du hast es ja noch nicht einmal probiert.", meinte ich mit gespielt verletzter Miene, aber wir beide wussten, dass mich das nicht wirklich kümmerte. Auch ihre harschen Worte ließen mich ziemlich unberührt. "Vor meinem Spiegel kann aber niemand sonst meine Schönheit bewundern. Das wäre ja verschwendete Zeit", entgegnete ich daraufhin mit einem Schulterzucken, das deutlich zeigte, dass ich nicht verstand, warum ich mein tolles Aussehen anderen vorenthalten sollte. "Außerdem wollte ich ebenso trainieren", erklärte ich ihr gelassen, aber begnügte mich bisher, damit zuzusehen wie Thea auf äußerst unschöne Art und Weise auf die Übungspuppe einschlug.

Thea schnaubte verächtlich. "Natürlich nicht, mir liegt ja was an meinem Leben. Aber nur zu, bezirz das nächste Monster einfach mit deiner Schönheit, dann bin ich dich endlich los." Sie wollte schon weiter machen, doch seine nächsten Worte hielten sie davon ab. Bei so einer Vorlage konnte sie einfach nicht verstehen. "Keine Sorge, das Problem kann ich für dich lösen", bot sie mit geradezu liebenswürdiger Stimme an. "Ich hole nur schnell meinen Cestus und schlag dir den Kiefer ein, dann verschwendest du von niemandem mehr die Zeit." Sie verstand wirklich nicht, wieso andere Mädchen - sogar aus der Ares-Hütte! - diesem Kerl so zu Füßen lagen, bei ihr löste sein Anblick nur Übelkeit aus. Und er machte ja nicht einmal was, er stand nur dämlich in der Gegend herum!

"Du hast mal wieder rein gar nichts verstanden", meinte ich mit einer bedauernswerten Miene. Natürlich würde es bestimmt Monster geben, die ich mit meinem Charme-Sprech manipulieren konnte, aber bisher hatte ich auch nicht die Chance bekommen, das zu testen. Aber dieses Mädchen wollte wohl einfach nicht verstehen, dass auch beim Kämpfen eine gewisse Ästhetik herrschte. "Autsch, deine Zunge ist scharf wie ein Messer", kommentierte ich ihre Bemerkung mit immer noch ruhiger Stimme. Das war ich schließlich schon gewohnt. "Ich meinte doch damit, dass es verschwendete Zeit wäre, diese Schönheit anderen vorzuenthalten. Jeder sollte das Recht haben, mich bewundern zu dürfen", entgegnete ich mit einem überheblichen Unterton. Ja, ich war schon ein wirklich toller Hecht. "Aber wenn eh schon wir beide hier sind, was hältst du von einem kleinen Übungskampf?", schlug ich Thea vor.

Thea verdrehte nur die Augen. Ja sicher, als ob sie diejenige hier wäre, die nichts vom Kämpfen verstand. "Keine Sorge, ich kann auf deine Schönheit verzichten, du kannst also wieder zu deinem geliebten Spiegel zurückkehren", versicherte sie ihm höhnisch. Bei seinem Vorschlag leuchtete ihr Gesicht allerdings auf. "Na endlich sagst du einmal etwas Vernünftiges! Und weil du es bist, bin ich sogar so rücksichtsvoll und verzichte auf richtige Waffen." Sie nickte mit dem Kopf zu den Holzschwertern, die bereit lagen, und gab sich gleichzeitig alle Mühe, ein ordentliches Maß an Wut in Romeo auszulösen. Sie kämpfte nämlich viel lieber mit ihren eigenen Waffen und hoffte, Romeo so wütend über ihre Herablassung zu machen, dass er ihren Vorschlag zurückweisen würde.

"Autsch", wiederholte ich und griff mir an die Brust, als hätte sie mich nun wirklich ernsthaft getroffen. "Du kannst wirklich gemein sein", merkte ich an, aber das war ihr sicher bewusst und an meinem Grinsen erkannte man, dass ich das alles nicht sonderlich ernst nahm. Auch wenn es schon schade war, dass sie mein absolut umwerfendes Äußeres nicht so zu schätzen wusste, wie andere hier im Camp. Das war wirklich schade. "Ach, sei doch nicht so. Glaubst du nicht, dass du es eher nicht ertragen könntest, wenn ein Sohn der Aphrodite eine Tochter des Ares in einem Kampf mit echten Waffen besiegen würde?", erwiderte ich mit einem provokanten Grinsen, aber sie hatte mich längst am Haken, ohne, dass ich es überhaupt bemerkt hatte. "Lassen wir die Holzschwerter doch beiseite und benutzen unsere eigenen Waffen", fügte ich hinzu und zeigte mein Schwert, welches ich in der Hand hielt.

"Und trotzdem bist du immer noch hier", stieß Thea mit einem Seufzen aus. Als ihre Taktik so wunderbar aufging, breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. "Wenn du es so möchtest, natürlich", erwiderte sie, wobei das Funkeln in ihren Augen nichts Gutes verhieß. Sie zog noch ihren Acinaces hervor, der kleiner und etwas eleganter war als ihr Kopis. Nun, ein Schwert, das als reine Hiebwaffe gedacht war, war eben nicht elegant, und sie fand es toll, wie Romeo das jedes Mal aufregte. Und zum Zustechen hatte sie dann den Acinaces. Sie ging in Kampfhaltung, war aber so nett und überließ Romeo den Erstangriff. Wobei sie noch etwas Wut in seine Richtung sandte, in der Hoffnung, dass er blind vorstürzen und sich blamieren würde.

Du kannst wirklich ein Miststück sein, meine Liebe, dachte ich mir, als ich ihren Trick durchschaut hatte, aber es war schwer, sich dem zu entziehen. Während Thea mit zwei Waffen kämpfte, hatte ich mich lediglich auf mein Xiphos spezialisiert, welches ich aus der Scheide gezogen hatte und in Kampfhaltung gegangen war. Thea griff nicht als Erste an, also vollführte ich den Erstschlag. Ich machte einen Schritt nach vorne und in einer schnellen und fließenden Bewegung hieb ich nach ihr aus. Was du kannst, kann ich schon lange! Thea nutzte negative Gefühle, ich die positiven. Mein Blick taxierte ihren einen Moment lang und mit einer Welle von positiven Gefühle, wollte ich ihre Zuneigung mir gegenüber stärker werden lassen. Sie musste mein Aussehen ja auch mal wertschätzen.

Thea grinste, als Romeo zum Angriff überging, und blockte sein Schwert mit ihrem Kopis. Sie wollte gerade die entstandene Lücke in seiner Verteidigung nutzen, um ihm mit ihrem Acinaces einen Hieb gegen seine Rippen zu verpassen, als sie seinen Blick auffing. Gebannt von seinen wunderschönen Augen ließ sie ihre Waffe sinken. Warum kämpfte sie auch gegen ihn? Dieser ihr doch recht fremde Gedanke riss sie wieder aus ihrer Erstarrung und sie erkannte etwas zu spät, was er da trieb. "Verdammter Mistkerl!", zischte sie und wollte erneut zum Angriff übergehen, verhielt sich dabei jedoch etwas behäbig, da das Spiel seiner Muskeln sie auf irritierende Weise ablenkte.

Ich hatte ihre Worte gehört und diese brachten mich zum Grinsen. Nach einem kurzen Schlagabtausch brachte ich etwas Abstand zwischen uns und ich sah Thea fast schon provokant an. "Was ist denn los, Moore? Hat mein fantastisches Äußeres inzwischen in seinen Bann gezogen?", fragte ich sie mit Unschuldsstimme, wobei ich ganz genau wusste, was los war. Aber ich würde mal so tun, als würde sie endlich mein tolles Aussehen zu schätzen wissen. Ich nahm nun eine etwas lockere Haltung an, aber wurde nicht nachsichtig, sondern war weiter wachsam, für den Fall, dass Thea wieder zuschlagen würde. Bei ihr konnte man nie wissen.

Thea war sich sicher, dass sie ihn unter normalen Umständen leicht besiegt hätte, aber so war ihr das nicht wirklich möglich. Als Romeo zurückwich, unterdrückte sie den Drang, ihm zu folgen, denn sie war sich nicht sicher, ob der von ihrer Wut auf ihn oder den Gefühlen, die er in ihr auslöste, herrührte. "Du siehst..." Beschissen aus, war das, was sie hatte sagen wollen, aber der Teil von ihr, den er gerade beeinflusste, weigerte sich. "Du kannst mich mal, Griffiths", knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen und beschloss, die Taktik zu wechseln. Nachdem sich sowieso etwas in ihr sträubte, gegen diesen wunderschönen Mistkerl zu kämpfen, ließ sie die Waffen sinken und konzentrierte sich stattdessen darauf, ein Gefühl von panischer Angst in ihm auszulösen. Wenn er weglief, war er blamiert und sie hoffentlich von seinem Einfluss befreit.

"Ich höre", erwiderte ich auf wartend auf ihre Worte, wie ich denn aussehe. Unglücklicherweise brachte sie ihren Satz nicht zu Ende, was ich mit enttäuschter Miene hinnahm. So weit bekam ich sie dann wohl doch nicht. Aber so gerne ich auch hören wollte, wie toll sie mich fand, wollte ich auf der anderen Seite, dass sie einfach ihre Klappe hielt. Vermutlich rührte das von ihrem Einfluss her und ehrlich gesagt, hasste ich diese Seite ganz besonders an ihr. Wut und Hass waren doch wirklich so unschöne Gefühle. "Ha, das kann ich nur zurückgeben!", entgegnete ich mit einem noch halb selbstbewussten Grinsen, allerdings spürte ich schon die nächste Woge von Gefühlen und dieses Mal gefiel es mir noch weniger. Ich trat einen weiteren Schritt zurück, hielt mich selbst aber fast schon zwanghaft davon ab, noch weiter zurückzuweichen. "Miese Taktik, ganz mies", kommentierte ich, allerdings bildeten sich bereits leichte Schweißperlen auf meiner Stirn. Einerseits wegen der Anstrengung, dass ich den Gefühlen nicht nachgab, und andererseits, weil diese Angst wirklich erschreckend war. "Du denkst wohl, dass du nur so gegen mich ankommst, was? Gib es doch einfach zu, dass es so ist!", forderte ich sie nun auf und dieses Mal mit Bestimmtheit in der Stimme. Bei Thea musste ich doppelt vorsichtig sein, wenn ich den Charme-Sprech benutzte, aber da ich immer noch die positiven Gefühle auf sie einwirken ließ und sie ziemlich aufgebracht zu sein schien, könnte es vielleicht sogar funktionieren.

Thea lächelte triumphierend, als Romeo tatsächlich zurückwich, allerdings verblasste ihr Lächeln recht schnell. Ihm war die Anstrengung zwar deutlich anzusehen, aber leider lief er nicht weg. Im Gegenteil, als er den Mund aufmachte, wurde Thea sofort klar, was er da tat. Wie sie diese Charmesprech-Fähigkeit hasste! Zu spät merkte sie, dass sie bereits zustimmend nickte, während sie eigentlich noch dagegen ankämpfte. Schnell wandelte sie es in ein Kopfschütteln um und funkelte ihn wütend an. Nur dummerweise wollte alles in ihr ihm gerade einfach nur zustimmen bei was auch immer er sagte. Jetzt wich sie selbst etwas zurück und traute sich nicht einmal, ihn zu verfluchen, aus Sorge, dass ganz andere Worte über ihre Lippen kommen würden. Am liebsten würde sie einfach gehen und sich seinem Einfluss entziehen, doch die Genugtuung würde sie ihm nie gönnen! Mit einem Wutschrei schleuderte sie ihren Acinaces auf ihn, in der Hoffnung, dass das seine Konzentration brechen würde.